Macht und die Anerkennung des Rechts

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Schaut man sich das erhabene Leben des Gesandten Gottes – Friede sei mit ihm – an oder betrachtet die Prophetengeschichten im Koran, stellt man fest, dass Menschen mit hohem gesellschaftlichem Rang und einem hohen Lebensstandard große Probleme damit haben, das Recht anzuerkennen. Wie sollen Gläubige, die die Wahrheit und das Recht vermitteln wollen, damit umgehen?

Seit jeher gibt es Menschen, die andere, die nicht zu ihnen gehören und nicht so denken wie sie, unterdrücken, sie wie Sklaven behandeln. Es hat sich eine oligarchische Minderheit herausgebildet, die auf dem Rücken anderer gedeiht. Diese oligarchische Minderheit möchte sich die Welt nach Belieben zurechtbiegen, ausgerichtet auf den eigenen Profit, auf eigene Begierden und Wünsche. Sie sieht nur sich selbst und betrachtet andere als Handlanger. Solche kleinen, überheblichen, auf sich fixierten Minderheiten gibt es überall auf der Welt, und es wird sie auch immer geben.

Recht bekommt nur der, der nicht aufgibt

Es ist nicht richtig, wenn Menschen, die sich gleich der Hierarchie eines Kastensystems auf der höchsten Stufe sehen, glauben, sie könnten die Gesellschaft immerzu bevormunden und nach Belieben dominieren. Da religiöse und ethische Ansichten immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind eigentlich sie es, die sich in einem engen, schmalen Kreis eingepfercht bewegen. Es stimmt: Selbst dann, wenn ihnen die Schwänze gestutzt werden und ihr Handlungsspielraum einschränkt wird, versuchen sie immer noch, die Gesellschaft gefangen zu nehmen und schmieden immer zerstörerische Pläne. Bietet sich ihnen die Gelegenheit, so ergreifen sie förmlich Besitz von allen Aspekten des Lebens, greifen zu roher Gewalt und zermalmen jeden, der sich ihnen in den Weg stellt.

Dass sie es so weit gebracht haben, liegt aber nicht nur an ihrer Hartnäckigkeit oder ihrem Despotismus. Auch die Ignoranz der Gesellschaft trägt ihren Teil dazu bei. Die Menschen sind gleichgültig und haben es versäumt, sich mit anderen tugendhaften Menschen zusammenzuschließen, um sich zu erwehren. Sie gehen plan- und kopflos vor. Man kann also sagen, dass eine Gesellschaft, die um ihr Recht kämpft, von solchen Despoten niemals unterdrückt werden wird. Schon der Koran weist darauf hin, dass alles Unheil und Leid, das uns trifft, auf unsere eigenen Fehler und Versäumnisse zurückzuführen ist: „Was immer an Leid über euch kommt, so ist es aufgrund dessen, was eure Hände erworben haben, und doch sieht Er über vieles hinweg“ (Asch-Schūrā, 42:30).

Kein normaler Mensch würde sich bewusst selbst schaden. Der Mensch ist jedoch sorglos, denkt nicht an die Zukunft, sondern nur an die unmittelbare Befriedigung seiner Begierden, und ist darauf aus, Posten, Ruhm und Ehre zu erlangen. Diese Nachlässigkeiten und Versäumnisse schaden ihm, und zwar derart, dass man geneigt ist zu sagen, er fügt sich ganz bewusst selbst Schaden bei … Wenn ein Mensch trotz all seiner Unzulänglichkeiten etwas Gutes zustande bringt, dann sollte man es Gott zuschreiben.

Der Dichter Mehmet Akif Ersoy sagte, dass nur derjenige wahrhaft zu seinem Recht kommt, der nicht aufgibt, darum zu ringen. Es reicht also nicht, angesichts von Unterdrückung und Ungerechtigkeiten durch eine oligarchische Minderheit zu zetern und zu krakeelen. Um seine Rechte zu wahren, muss man auch vernünftig und klug vorgehen. Hat man aufgrund einer sorglosen Haltung sein Recht verloren, muss man sich mit aller Kraft bemühen, es wiederzuerlangen. Der Koran und die Sunna empfehlen in diesem Zusammenhang eine opferbereite Haltung, man sollte sich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten eifrig darum bemühen, das Recht auf menschenwürdiges Leben wiederzuerlangen.

Hochmut und der Ruf nach dem Recht

Seit jeher schauen Menschen, die das Kapital, die Macht und die Regierungsgewalt in ihren Händen halten, auf das gemeine Volk herab und erwarten, dass diese so zu ihnen aufschauen, als ob sie in den Himmel blicken würden. Mittlerweile kann man schon nicht mehr von einer oligarchischen „Minderheit“ sprechen, so viele sind sie geworden. Natürlich ist ihre Macht im Vergleich zur göttlichen Macht nichts wert und stellt für Menschen, die bei Gott Zuflucht suchen, eigentlich auch keine Bedrohung dar. Aber aufgrund unserer Ignoranz und unserer Schwäche entsteht ein Machtvakuum, das die oligarchische Minderheit gegen uns verwendet. Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, diese Schicht, die es sich auf dem Rücken anderer gutgehen lässt, würde immer so weitermachen können. Der Tag wird kommen, an dem auch einige aus ihren Reihen ihre Gewalttaten von Herzen bereuen, ihre Einstellung ändern und beginnen, den Weg der Menschlichkeit zu beschreiten. Derartige Beispiele finden wir schon zu Zeiten des Propheten. Zwar waren die ersten Nachfolger des Gesandten Gottes einfache und mittellose Menschen, von denen viele im Dienst von mächtigen und reichen Personen wie Bilāl-i Ḥabeschī, ʿAmmār ibn Yāsir und ʿAbdullāh ibn Mesʿud – möge Gott Gefallen an ihnen finden – standen, aber im Laufe der Zeit schlossen sich auch die Notablen von Mekka diesem Kreis des Lichts an.

Wenn man die Identität der Menschen, die sich dem Gesandten Gottes – Friede sei mit ihm – zuerst anschlossen und das Zentrum seiner Gläubigen bildeten, aus sozialpsychologischer Sicht analysiert, kommt man u. a. zu folgenden Ergebnissen: Die Unterdrückten waren auf der Suche nach einem Befreier. Als sie den Propheten – Friede sei mit ihm – sahen, seine Treue, seine Tugend, seine erhabene prophetische Weisheit und seine Entschlossenheit, da eilten sie zu ihm. Sie hatten im Hinblick auf diese Welt nichts zu verlieren. Daher kann man schlussfolgern, dass sie aus diesem Grund so schnell Zuflucht auf dem Weg Gottes suchten. Man kann des Weiteren schlussfolgern, dass das Erbarmen des Gesandten Gottes, seine Herzensgüte, Unterstützung und sein Einsatz für ihre Sache die unter Despotismus leidenden Menschen veranlasst haben, den Islam so schnell anzunehmen. Man kann die Hinwendung dieser bedürftigen und leidenden Menschen zum ewigen Licht auch als göttliche Führung bewerten. Welche Faktoren auch immer dabei eine Rolle gespielt haben mögen, Fakt ist, dass hauptsächlich mittellose, von den Mächtigen verachtete Menschen die erste Reihe der heldenhaften Gläubigen bildeten.

Aber der Tag kam, an dem die Notablen der Gesellschaft, die zunächst noch bei jeder Gelegenheit den Muslimen widerstanden und diese unterdrückt hatten, sich nun selbst ihren Reihen anschlossen. Zum Beispiel erregten im sechsten Jahr der Gesandtschaft unwürdige und unpassende Bemerkungen gegenüber dem Propheten – Friede sei mit ihm – den gerechten Zorn des ehrwürdigen Hamza – möge Gott Gefallen an ihm finden – der daraufhin begann, sich gegen die Polytheisten zur Wehr zu setzen (siehe Ibn Isḥaq, Sīre, 2/151–152; Ibn Hischām, Sīratuʼn-Nebewiyye, 2/129). Edles Potenzial schlummerte in ihm. Auch wenn diese heldenhafte Person zu Beginn noch zögerte, verband er sich hernach derart mit dem Islam, dass man ihn, nachdem er am Uhud gefallen war, in den Himmeln nun als „Esedullāh“ (Löwe Gottes) bezeichnet (siehe Tabarānī, Muʼdjemuʼl-Kebīr, 3/149; Hākim, Mustedrak, 3/149). Ein weiteres Beispiel, das in seinem Widerstand seinesgleichen sucht, war Ebū Sufyān. Nach der Einnahme von Mekka jedoch schloss er sich dem Gesandten Gottes an (siehe Beyhakī, Delāiluʼn-Nubuwwe, 5/102; Ibn ʿAsākir, Tārīhu Dimaschq, 23/458). Viele weitere führende Köpfe der Polytheisten beugten sich dem Recht und wechselten die Seite.

Niemandem darf Gutes vorenthalten werden

Von daher ist damit zu rechnen, dass es auch innerhalb der oligarchischen Minderheit, die sich im Kastensystem auf der obersten Stufe sieht und die Unterdrückung anderer als ihr Recht betrachtet, aufrechte Menschen gibt, Sultane rosengleichen Antlitzes, Herrscher wie Chosrau, die uns helfen, universelle Werte zu etablieren. Wenn ihre Zahl auch noch nicht einem Regenschauer gleicht, so doch dem morgendlichen Tau auf den Blättern. Wenn sie erst das Gute kennenlernen, werden Menschen, von denen man es nie erwarten würde, Aktionen unterstützen, die dem Frieden und der Menschlichkeit dienen. Das tun sie, obwohl ihnen alle weltlichen Möglichkeiten offenstehen, obwohl sie im Kastensystem vielleicht auf der obersten Stufe stehen, obwohl ihre Weltanschauung von der unseren weit entfernt scheint und wir nie gedacht hätten, dass sie unsere Ideale teilen würden. Einige dieser Personen wollen vielleicht eine Schule eröffnen, andere eine Universität gründen, wieder andere stellen Grundstücke zur Verfügung, um darauf Bildungseinrichtungen zu erbauen. Ihr Beispiel macht Schule, andere, die sie sehen, fühlen sich veranlasst, sich ebenfalls zu engagieren.

Daher ist es unsere Aufgabe, an jedem Einzelnen in der Gesellschaft Interesse zu zeigen, ohne Unterschiede zu machen. Es ist nicht richtig, zu glauben, man könne Neugestaltung nur mit der Mittelschicht oder nur mit Armen und Benachteiligten erreichen. Diese Personengruppen haben unsere positiven Bemühungen vielleicht von Anfang an gutgeheißen und unterstützt, und wir haben zu Beginn die meiste Zeit mit ihnen verbracht. Da es aber so viel zu tun gibt, sollte man jede Hilfe schätzen und sich bemühen, überall jeden zu erreichen und einzubinden, auch jene, die wohlhabend und einflussreich sind, die auf andere scheinbar herabblicken. Das bedeutet aber nicht, dass sie unsere Werte sofort übernehmen. Das mag Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre dauern.

Wer weiß, wie oft unser Herr, der Prophet – Friede sei mit ihm –, zu Ebū Djehl ging, um ihm seine Botschaft zu übermitteln. Ohne bitter zu werden oder es persönlich zu nehmen, nutzte er jede Gelegenheit, um ihm die Glaubenswahrheit zu verkünden, denn Ebū Djehl war einer der Notablen seines Stammes (siehe Ibn Isḥāq, Sīra, 4/191; Ibn Ebī Scheybe, Musannef, 7/255–256). Würde er den Islam annehmen, sein ganzer Stamm würde ihm folgen. In jenen Tagen suchte der Gesandte Gottes – Friede sei mit ihm – nicht nur Ebū Djehl auf, sondern auch alle anderen Notablen Mekkas. Er lief sich die Füße wund, sprach immer wieder mit seiner Botschaft bei ihnen vor, ohne es leid zu sein, seiner Sache müde zu werden oder ihre Ablehnung persönlich zu nehmen. Auch wenn es Ebū Djehl selbst nicht vergönnt war, zum Glauben zu finden, so doch seinem Sohn ʿIkrime, der angesichts des Erbarmens und der Herzensgüte des Gesandten Gottes gläubig wurde (siehe Ibn ʿAsākir, Tāʾrīḫu Dimaschq, 41/55–56). Schließlich gab es unter den Notablen Mekkas keinen mehr, der ihm – Friede sie mit ihm – nicht folgte. Vielleicht hatte es auch etwas mit Massenpsychologie zu tun, jedenfalls strömten die Menschen auf der Arabischen Halbinsel von überall her zum Islam (siehe Ibn Hischām, Sīratuʼn-Nebewiyye, 5/248–249; Ibnuʼl-Eṯīr, Kāmil fiʼt-Tārīh, 2/157–161).

Daher sollte man im Bemühen, alle Gesellschaftsschichten zu erreichen, alle Möglichkeiten nutzen und vor alternativen Herangehensweisen nicht zurückschrecken. Ohne es leid zu sein, unserer Sache müde zu werden oder Ablehnung persönlich zu nehmen, sollten wir uns weiter um jeden Einzelnen bemühen. Manche werden uns vielleicht als „rückständig“ oder „fanatisch“ betrachten oder uns mit noch verächtlicheren Bezeichnungen titulieren. Es handelt sich aber um eine ernste Aufgabe, die, wenn man sie ausführt, für uns den Lohn verspricht; führt man sie nicht aus, bedeutet es gewiss Verlust für die anderen. Wenn wir also mit unserer Botschaft den wunderbaren Schlüssel zum Lohn in der Hand halten – und Gott der Erhabene gibt jedem, der sich auf Seinem Weg aufrichtig engagiert, diesen „Zauberschlüssel“ –, dann sollten wir alles uns Mögliche daransetzen, diesen Schlüssel auch anderen in die Hände zu legen, auch wenn das bedeutet, fünfzig Bittgänge unternehmen zu müssen. Wer dem Koran dient, lässt sich von nichts davon abhalten, Menschen den Weg zu ewigem Glück zu weisen, er schreckt vor keiner Anstrengung zurück und lässt sich durch böse Worte nicht von seiner Aufgabe abbringen.

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