Übeltaten

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Wenn man Übeltaten in allen Details beschreibt und ausmalt, kann das die Menschen in Versuchung führen und ihre Gedanken vergiften. Auf der anderen Seite muss man aber doch vor Übeltaten warnen, um sie zu vermeiden. Wie lässt sich da eine Balance herstellen?

Vor einer Übeltat zu warnen ist etwas völlig anderes, als sie in allen Details zu beschreiben. Das sollte man sich bewusst machen. Wenn man erreichen möchte, dass andere Menschen bestimmte Standpunkte und Verhaltensweisen, die dem Einzelnen wie auch der Gesellschaft schaden, missbilligen und sich angewidert von ihnen abwenden, dann muss man sie natürlich warnen. Das heißt aber nicht, dass man diese Dinge in allen Details beschreiben und ausmalen sollte. Im Kopf der Betreffenden darf sich kein deutliches Bild von ihnen festsetzen. Denn wer deutliche Bilder von bestimmten Dingen im Kopf hat, wird sich möglicherweise von ihnen angezogen fühlen, weil sie ihn faszinieren. Um nicht genau das Gegenteil dessen zu erreichen, was man erreichen möchte, sollte man besser kurz und knapp erklären, welchen Schaden diese Übeltaten anrichten und welche Konsequenzen sie in dieser Welt und der nächsten heraufbeschwören können. Wenn man jemanden, der sich in Übeltaten verstrickt, warnen möchte, kann man ihn zum Beispiel daran erinnern, dass er dadurch seine Fähigkeit, in den Genuss spiritueller Gunstbeweise zu kommen, verwirken wird; dass er keine Freude mehr an seinen Gebeten finden wird, dass sein Einsichtsvermögen abstumpfen wird und dass er dadurch nicht mehr in der Lage sein wird, die feinsten Antennen seines Herzens zu aktivieren oder sich ihrer auch nur bewusst zu werden. Man kann ihn (oder sie) darauf hinweisen, dass ihn sein Fehlverhalten zu einer rein mechanischen Ausübung seiner Religion verurteilt, dass sein Wissen um Gott auf die Theorie beschränkt bleiben wird und dass er die Hochachtung, vor Ihm in Seiner Gegenwart zu stehen, erst gar nicht kennenlernen wird. Kurzum, es ist klüger, die Aufmerksamkeit auf die Konsequenzen der Übeltat zu lenken, als diese in allen Details auszubreiten. 

Die destruktive Wirkung negativer Konnotationen 

Bekanntermaßen bedient sich Satan auf sehr listige Art und Weise bestimmter negativer Gefühle, die in der menschlichen Natur verankert sind. Daher sollte man dafür sorgen, dass diese erst gar nicht geweckt, geschweige denn noch verstärkt werden. Wenn man Übeltaten in allen Einzelheiten schildert, kann dies latent vorhandene negative Gefühle aktivieren und Satan die Chance bieten, jemanden auf Abwege zu führen. Am ehesten würde man dieses Thema wohl mit fleischlichen Gelüsten assoziieren, aber man sollte nicht den Fehler begehen, es darauf zu beschränken. Was oben geschrieben wurde, gilt für alle Arten von Übeltaten, zu denen sich Menschen hingezogen fühlen könnten. Nehmen wir einmal an, man wollte jemandem zu erklären versuchen, was für ein schlimmes Übel die Heuchelei ist. Wenn man ihm diese dann so darstellt, dass er den Eindruck gewinnen muss, sie wäre ein künstlerisches Talent, wird er möglicherweise unseren guten Absichten zum Trotz Sympathie für dieses Laster entwickeln. Dementsprechend sollte man, und das gilt im Hinblick auf alle Standpunkte und Verhaltensweisen, die mit dieser Übeltat verknüpft sind, eher auf Einsicht setzen und darauf verweisen, welch schlimme Konsequenz sie am Tag des Jüngsten Gerichts nach sich ziehen kann. Besonderes Fingerspitzengefühl in dieser Hinsicht erfordert auch das Thema Beigesellen von Partnern zu Gott (schirk). Hier ist es völlig kontraproduktiv, die Namen bestimmter Gegenstände, die anstelle von Gott in den Rang von Gottheiten erhoben werden, zu wiederholen. Wenn möglich, sollte man diese Namen gar nicht aussprechen, sondern der betreffenden Person klarmachen, dass sie durch ihr Verhalten riskiert, ihr ewiges Leben im Paradies zu verlieren. Gleiches gilt für Übeltaten wie die rebellische Auflehnung gegen die Eltern, Falschaussagen, Diebstahl, Verleumdung und üble Nachrede. Auch hier geht es darum, den Menschen das Gefühl zu vermitteln, ihnen unbedingt widerstehen zu müssen. 

Diese Methode ist der Weg des Propheten. Um zum Ausdruck zu bringen, wie sehr es uns zugutekommt, wenn wir unsere Zunge hüten und keine außerehelichen Beziehungen unterhalten, erklärte er: „Bürgt ihr mir für das zwischen den Kiefern und den Beinen, und ich versichere euch, dass ihr ins Paradies eingehen werdet.“[1] Er präsentiert das Thema sehr diskret und komprimiert; im Zentrum der Aufmerksamkeit steht der Lohn, den wir für Wohlverhalten erwarten können. 

Weiterhin sollte man sich bewusst machen, dass sich die Köpfe von Menschen, denen man eine Übeltat allzu genau beschreibt, manchmal sogar noch Tage oder Wochen später mit ihr beschäftigen; und das sogar während der Gebete. Aus diesem Grunde sollte man von Anfang an und mit aller Entschlossenheit darauf achten, dass sich keine negativen Bilder festsetzen können. Jeder Mensch sollte sich vor allem mit guten und schönen Dingen befassen. Wann immer wir im Kopf eine „Akte“ öffnen, sollten wir darin auf positive Worte, Gedanken und Bilder stoßen. Wenn irgendetwas unsere Augen und Ohren oder unseren Verstand belastet oder wenn sich etwas Negatives in unser Herz schleicht, sollten wir so schnell wie möglich Zuflucht im Gebet suchen, uns von ihm reinigen lassen und der Übeltat den Boden entziehen. 

Ein reiner Geist und der nötige Abstand 

Besonders in unserer heutigen Zeit ist Unrat, der den Geist belastet ein ernstes Problem; nicht nur, wenn wir das Haus verlassen, um einzukaufen oder andere Dinge zu erledigen, sondern selbst daheim in unseren eigenen vier Wänden, die ja eigentlich der sicherste Hafen eines Gläubigen sind. Negative Beschreibungen und Bilder prasseln nur so auf uns ein und bedrücken die Gehirnregionen, die für unsere Erinnerungen zuständig ist. Sie beschäftigen unseren Geist und lösen negative Gefühle aus, die in der menschlichen Natur verankert sind. Sie üben Druck auf unsere Gefühls- und Gedankenwelt aus und verstärken unsere Gelüste. Wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten, lähmen sie unsere Willenskraft und verleiten uns dazu, Übeltaten zu begehen, die unser ewiges Leben nach dem Tod ruinieren können. Diese negativen geistigen Bilder setzen sich im Unterbewusstsein fest und färben von dort aus sogar auf unsere Träume ab. Dabei sollten gläubige Menschen doch selbst im Schlaf einen Zustand der Reinheit anstreben. Wenn Muslime dem Beispiel des Propheten folgen und vor dem Zubettgehen seine Gebete rezitieren, suchen sie Zuflucht bei Gott und sagen: „Mein Gott, Du Vertrauenswürdiger Einer! Dir vertraue ich meine Gefühle und Gedanken an. Bitte nimm ihren Schmutz hinfort, damit ich nicht mit unreinen Gefühlen wiedererwache!“ Mit Gebeten wie diesem legen wir die Horizonte unserer Nacht in Gottes Hände. Man sollte diesem Thema Beachtung schenken, weil es im Hinblick auf ihr Leben nach dem Tod sehr wichtig ist. Man sollte wissen, dass alle Absichten, Gebete und Bemühungen, die in diese Richtung gehen, als gute, rechtschaffene Taten verbucht werden. Und manchmal kann ein ernsthaftes Bemühen darum, das Denken und das Bewusstsein keinem belastenden Unrat auszusetzen, wichtiger sein als hundert Gebetseinheiten. Nur wer die nötige Entschlossenheit zeigt und über einen starken Willen verfügt, kann sich selbst in seinen Träumen sicher und vertrauensvoll in reinen Sphären bewegen.

Wie sehr jemand davor gefeit ist, Übeltaten zu begehen, lässt sich daran ablesen, welchen Abstand er zu Dingen hält, die Übeltaten nach sich ziehen können, und in inwieweit es ihm gelingt, erst gar nicht an Übeltaten zu denken. In einem Bittgebet wies der Gesandte Gottes – Friede sei mit ihm – eindringlich darauf hin, wie wichtig es ist, dass man sich selbst von kleinen Fehlern fernhält: „Mein Gott, lege zwischen mir und meinen Fehlern eine Entfernung wie die, die Du zwischen dem Osten und dem Westen gelegt hast.[2] Wer hart am Wind segelt, schafft es unter Umständen nicht zurück zum Ufer. Aus diesem Grunde sollten gläubige Menschen stets darauf bedacht sein, ihren Geist, ihre Gedanken und ihre Gefühle rein zu halten. Sie sollten sich davor hüten, dem Nefs, dem fleischlichen Selbst und dem Satan in die Falle zu gehen. 

[1] El-Buḫārī, Riqāq, 23.

[2] El-Buḫārī, Daʿawāt, 44.

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