Gedanke und Aktion Hand in Hand

Gedanke und Aktion Hand in Hand
Mp3 indir

Mp4 indir

HD indir

Share

Paylaş

Es wird immer wieder betont, dass man sich an einen Plan halten sollte, wenn man etwas bewegen oder eine Aktion durchführen will. Andererseits spricht man auch von einem auf Aktion hin ausgerichteten Gedanken. Was ist damit gemeint, und was bedeutet das in der Praxis?

Jeder, der den Menschen im Hinblick auf das Dies- und das Jenseits aktiv bleibenden Nutzen bringen möchte, sollte nach einem bestimmten Plan und nach bestimmten Kriterien vorgehen. Für einen gläubigen Menschen sind dies vier Kriterien beziehungsweise hauptsächliche Bezugsquellen (el-edillet esch-scherʿīyet el-aṣliyye): der Koran, die Sunna, der Consensus der Gemeinschaft (idjmāʿ-yi ummet) und die Analogieschlüsse islamischer Gelehrter (qiyās-i fuqahā). Zudem gibt es noch die nebensächlichen oder zeitbezogenen Bezugsquellen (el-edillet et-tāliye oder el-edillet ez-zamānīye): Aspekte wie das Gemeinwohl (maṣlaḥa), das Für-besser-Halten (istiḥsān) und das Gewohnheitsrecht (ʿurf). Basierend darauf wird idjtihatisiert (werden Urteile gefällt) und istinbatisiert (Lösungen entdeckt). Bei all diesen Urteilen und Lösungsfindungen werden die hauptsächlichen Bezugsquellen berücksichtigt. Die großen Rechtsgelehrten haben nicht nach Gutdünken gehandelt oder sich auf ihr „Bauchgefühl“ verlassen. Technisch ausgedrückt haben sie basierend auf [bereits in den hauptsächlichen Quellen entschiedenem] Vergleichbarem (maqīsun ʿaleyh) einen Analogieschluss gezogen oder ein Urteil gefällt. Das war natürlich eine anstrengende und herausfordernde Arbeit, die diese Persönlichkeiten mit äußerster Präzision und Gewissenhaftigkeit durchführten.

Ein summarischer Plan

Kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Am Anfang muss man einen Plan aufstellen, der bestimmte Kriterien erfüllt. Das ist zunächst aber noch ein auf das Wesentliche beschränkter Plan, ähnlich den grundlegenden Glaubenssätzen, mit denen sich ein Mensch der Religion nähert: Es gibt einen Gott, Er ist der große Schöpfer, Er ist der Schöpfer des Universums. Im Laufe der Zeit geht man dann in die Tiefe, beschäftigt sich abhängig von Alter und intellektuellen Fähigkeiten mit den Einzelheiten der Schöpfung und zieht entsprechende Schlüsse. Wenn also ein Mensch eine Aktion oder eine Unternehmung plant, sollte er zunächst in groben Zügen wissen, was er vorhat, er braucht einen summarischen Plan.

Was verstehen wir unter einem solchen Plan? Man kann es mit den grundlegenden Werten vergleichen, die ein Gläubiger verinnerlicht hat. Er möchte, dass auch andere etwas von diesen Werten und deren Schönheit erfahren. Ein Dichter drückte es so aus:

„Wenn doch nur alle Völker der

Erde das liebten, was ich liebe!

Wenn doch jedes meiner Worte

wie die Erzählung Gottes wäre!“

Man sieht: Der Gläubige hat eine Idee, eine grobe Vorstellung davon, allen Menschen von seinen Werten und deren Schönheit zu berichten. Allerdings hat jede Region der Erde aufgrund ihrer unterschiedlichen Kulturen, Bräuche und Traditionen ihre eigenen Besonderheiten und Herausforderungen. Die muss man berücksichtigen und darauf basierend dann einen detaillierten Plan ausarbeiten. Das meinen wir, wenn wir von „auf Aktion hin ausgerichteten Gedanken“ sprechen. Man muss den zunächst groben Plan zum Leben erwecken, ihn in Aktion und Tätigkeit verwandeln. Das bedeutet letztlich, dass die Aktion einem detaillierten Plan und entsprechenden Überlegungen die Richtung vorgibt.

„Das sind seine Erben“

Bleiben wir bei unserem Beispiel. Nehmen wir an, wir glauben von Herzen, dass im Jenseits ein Opus an himmlischen Schätzen als Geschenk auf die Menschen wartet. Wir spüren das ganz deutlich in unserem Innern. Und natürlich verspüren wir auch den starken Wunsch, anderen von diesen spirituellen Schätzen zu berichten, ohne dabei Propaganda zu betreiben, zu missionieren oder anderen unsere Religion aufzudrängen. Es geht nicht darum, dass andere unsere Religion annehmen. Denn solange wir unseren Glauben nicht mit unserer Haltung und unseren Handlungen quasi in seiner eigenen Farbe und in seinem eigenen Design darzulegen vermögen, ist unsere Arbeit nichts anders als Selbstbetrug. Deswegen sagen wir: Lassen wir unsere Taten für uns sprechen! Mögen unsere hervorragenden Handlungen unser Gegenüber berühren. Mögen all jene, die uns beobachten, an Gott erinnert werden, wenn sie uns reden hören, wenn sie unsere Blicke sehen, wenn sie unser Verhalten beobachten. So wird in ihren Herzen die Ansicht keimen: „Das ist kein leeres Gerede, diese Menschen setzen ihre Schritte überlegt.“

Auf diese Weise werden Fundamente gelegt und Gebäude errichtet, die auch einem Erdbeben der Stärke 10 noch standhalten würden. Allerdings würden Verkündung und Weisung des rechten Weges, die sich zwar auf schöne Worte und Erklärungen, nicht aber auf beispielhaftes Handeln gründen, schon bei einer Erschütterung der Stärke 3 in sich zusammenfallen. Worte sind nicht das Entscheidende. Worte besitzen erst dann einen relativen Wert, wenn sie durch Haltung und Handlungen ausgedrückt werden. Beispielhaftes Handeln, das in Fleisch und Blut übergegangen ist, weckt Neugier und übt Anziehungskraft aus. Wenn wir uns zum Beispiel von Verbotenem konsequent fernhalten, auch wenn wir vielleicht einen starken inneren Drang dazu verspüren, dann wird das nach kurzer Zeit auffallen, die Menschen beobachten uns. Als einst Seyyid Tāha und Hadji Ilyas sowie der Pīr [Bediuzzaman in seiner Jugend] mit einem Boot auf dem Bosporus fuhren, neigte Bediuzzaman sein Haupt, um seine Blicke von den schönen und freizügigen Mädchen, die sich am Ufer befanden, zu verbergen. Als Seyyid Tāha und Hadji Ilyas daraufhin ihr Erstaunen zum Ausdruck brachten, sagte der ehrwürdige Meister zu ihnen: „Ich will keine Trübsal, kein Mitleid, das unnötig, nicht von Dauer und das Ergebnis sündiger Begierden ist.“

Entscheidend ist es, eine solche Haltung ein Leben lang zu zeigen. Nachdem die Menschen über viele Jahre hinweg aus sicherer Entfernung unsere Haltung beobachten konnten, sollten sie sagen können: „Meine Güte, das sind Menschen gleich den Propheten! Sie haben die Eigenschaften der Propheten: Sie sind makellos, wahrhaftig, vertrauenswürdig, sie verkünden die göttliche Botschaft und besitzen prophetische Weisheit. Da nach dem Siegel der Propheten, dem ehrwürdigen Muhammed Mustafa – Friede sie mit ihm –, kein weiterer Prophet mehr kommen soll, müssen sie seine Erben sein.“ Es sollte also unser Ziel sein, einen Horizont, quasi eine spirituelle Konsistenz zu erlangen, die unser Gegenüber dazu veranlasst, solche Worte zu äußern.

Insbesondere heute, da man versucht, das strahlende Antlitz des Islams zu beschmutzen, sollten wir uns engagiert bemühen, einige Irrtümer aufzuklären, indem wir unsere Werte angemessen repräsentieren. Beispielsweise sollten wir jedem klarmachen, dass Selbstmordattentate unter keinen Umständen zu rechtfertigen sind, dass man nicht einfach so einen Krieg erklären kann, dass der Islam es nicht billigt, wenn eine Übermacht ausgenutzt wird und als Vergeltung für ein paar Bomben Hunderte von Bomben auf Unschuldige herabregnen. Der Islam lässt kein Gebiet des Lebens außen vor. Er zeigt auch deutlich auf, was man in legalem Rahmen tun kann, um sich gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu wehren.

Wir sollten daher einen grundsätzlichen Plan haben, um das leuchtende Gesicht des Islams, das von einigen beschmutzt wurde, wieder in seiner Strahlkraft zu präsentieren. Und die Details? Man sollte den Islam überall auf der Welt wahrhaftig repräsentieren, sodass sich die Menschen gedrängt fühlen zu sagen: „Das ist der wahre Islam!“ Das über uns selbst zu sagen, wäre Eigenlob. Aber andere dazu zu bringen, dies zu sagen, ist unsere Aufgabe. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, der Welt den Islam in seiner wahren Identität zu verkünden, so wie wir ihn vom Stolzgrund der Menschheit und den vier rechtgeleiteten Kalifen übermittelt bekommen haben. Wir müssen das verschwommene, verrostete Image des Islams, so wie es in den Köpfen vieler Menschen heute vorhanden ist, reinigen, in seiner Leuchtkraft wiederbeleben und seine Tiefe in ihrer wahren Essenz darstellen.

Alternative Ansätze und Projekte

Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht: Wir werden unentwegt beobachtet, die Menschen prüfen quasi unseren Puls. Man testet uns. Beispielsweise bekamen einige hinterhältige Menschen, die uns verleumdeten, folgende Antwort: „Wir kennen diese Menschen schon seit zehn Jahren. Nichts von dem, was ihr sagt, trifft zu. Uns sind keine ‚Herzrhythmusstörungen‘ aufgefallen. Ihr Puls schlägt gleichmäßig.“ Wie man sieht, verteidigen sie uns! Wenn es mancherorts zu „Rhythmusstörungen“ kam, mag es daran gelegen haben, dass wir uns nicht ausreichend oder fehlerhaft erklärt haben. Dazu sei Folgendes gesagt: Man kann plötzlich auftretende negative Umstände auch ins Positive verwandeln; es ist immer gut, wenn man alternative Pläne und Programme parat hat, um Negatives ins Positive umzuwandeln.

Angesichts veränderter Umstände sollte man seine Projekte erneut durchdenken und gegebenenfalls alternative Pläne entwickeln. Das wäre dann ein detaillierter Plan. Das ist mit „auf Aktion hin ausgerichtete Gedanken“ gemeint. Einerseits braucht es einen grundlegenden Plan, ein paar Eckdaten, nach denen man seine Tätigkeit und sein Vorhaben ausrichtet und darauf aufbaut. Aber man sollte nicht alles endgültig festlegen, sondern ein paar offene Enden lassen, sodass man individuell auf veränderte Umstände eingehen und den Plan anpassen kann. Dabei sollte man unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Religionen, Auffassungen und Ansichten zu materiellen und immateriellen Dingen berücksichtigen. Je besser man die Menschen kennt, umso eher kann man im Rahmen einer Aktion einschätzen, was man wann wie machen sollte. In den Ländern, in denen wir tätig sind, sollten wir angemessen auf Veränderungen reagieren und mit Gottes Hilfe und gemäß Seinem Willen in der Lage sein, Alternativen und neue Gedankensysteme zu entwickeln.

Fazit: Ein Mensch, der zu Beginn oberflächlich und eingleisig denkt, wird am Ende tiefgründiger denken und einen weiteren Horizont haben. Wenn wir die Worte des Schriftstellers und Soziologen Ziya Gökalp aufgreifen, die er in Bezug auf Unwissenheit gebrauchte, würden wir sagen, dass der Mensch, der zu Beginn eher einfach denkt, gegen Ende in Zusammenhängen denkt – man könnte auch sagen: auf drei Ebenen –; er verknüpft Informationen und kann eine Sache alternativ durchdenken und bewerten. Sein Horizont hat sich erweitert. Das alles sind Aspekte, die in Verbindung mit detaillierten Gedanken, detaillierten Plänen und detaillierten Projekten zu beachten sind.

  • https://s1.wohooo.net/proxy/herkulfo/stream
  • Herkul Radyo