Die Familie im Fadenkreuz des Täuschers

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In einem Hadith wird gesagt, eine der Lieblingsbeschäftigungen des Satans sei es, Ehepartner zu entzweien und Familien zu zerstören. Was empfehlen Sie Ehepartnern, um nicht in diese Falle zu tappen und zu vermeiden, dass ihre Ehe mit der abstoßendsten aller rechtmäßigen Handlungen (halal), der Scheidung, endet?

Der Satan ist der Anstifter alles Schlechten und der Zerstörer alles Schönen. Der Koran bringt eine Reihe von negativen Dingen mit ihm in Verbindung. Zwei Beispiele: „Satan ließ (den Ungläubigen unter) ihnen ihre Handlungen anziehend erscheinen“ (En-Naḥl, 16:63). „Dann jedoch flüsterte Satan ihnen beiden Übles ein“ (El-Aʿrāf, 7:20).

Ein unbändiger und hinterhältiger Feind

Zudem erwähnt der Koran den Satan zusammen mit dem Begriff der Täuschung, wie beispielsweise in folgendem Vers: „Lasst euch nicht durch den Täuscher über Gott täuschen“ (Luqmān, 31:33). Im Arabischen bedeutet das Wort „Täuscher“ hier sogar „vielfach Täuschender“. Er ist ein Täuscher ohnegleichen. Er versucht unentwegt, die Absichten und Gedanken der Menschen mit seinen verdrehten Ansichten, Intrigen und Machenschaften zu kontaminieren, um sie so vom Weg abzubringen. In einem anderen Vers des Korans wird der Satan als „hinterhältig“ bezeichnet. Er ist ein Opportunist, der auf eine günstige Gelegenheit wartet, um zuzuschlagen. Er gibt sich einen göttlichen Anschein und versucht, seine hässlichen und schlechten Taten als schön erscheinen zu lassen. Er nutzt jede Gelegenheit, um auf heimtückische Weise die Menschen zum Straucheln zu bringen. Nach den Worten des ehrwürdigen Bediuzzaman ist die Verleugnung der eigenen Existenz eine der größten Machenschaften Satans. So kommt es, dass ein Mensch dem Satan völlig das Steuer überlasst und dessen Drängen folgt, gleichzeitig aber meint, sein Leben selbst in der Hand zu haben, selbstständig zu agieren, selbstständig zu denken und selbstständig zu entscheiden. 

Das unserer Natur innewohnende nefs dient als Schaltzentrale des Satans. Der Koran sagt, dass unser „diktierendes Selbst“ (en-nefs el-emmāra) uns nicht in Ruhe lässt und unentwegt Schlechtes befiehlt – als ob der Satan an unser nefs verschlüsselte Morsezeichen sendet. Das nefs entschlüsselt sie und diktiert damit die Handlungen des Menschen. Der Mensch beugt sich diesem Diktat des Satans oder dem Befehl des Selbst, handelt diesem Drängen entsprechend und vollbringt viel Schlechtes. Zerrüttete Familien, Kinder, die von ihren Familien getrennt werden und die schrecklichen Folgen für deren Körper und Seele sind nur einige Beispiele für die Auswirkungen sündhaften Nachgebens. 

Das Ausmaß der Zerstörung 

Wir schon in der Frage angedeutet, bringt der Gesandte Gottes – Friede sei mit ihm – zum Ausdruck, dass sich der Satan über nichts mehr freut, als über zerrüttete Ehen oder die Zerstörung einer Familie. Das Hadith, auf das Bezug genommen wurde, lautet: „Der Teufel gründet seinen Thron auf Wasser. (Aus diesen Worten erfahren wir, wo überall die Teufel ihre Schwänze heben und ihre Speere werfen und auf welchen Gebieten sie noch mehr Menschen zum Straucheln bringen, also Orte, an denen der Satan sich sozusagen niederlässt, beispielsweise Orte der Ausschweifung und der Bosheit.) Anschließend sendet er seine Handlanger in alle Himmelsrichtungen aus, um Schaden zu stiften. (Einige dieser Handlanger verlangen von den Menschen Zinsen, andere gebieten über die Augen und lassen sie Verbotenes sehen, um so ausschweifende Neigungen zu fördern, damit sie der Wollust nacheilen. Andere gebieten über den Mund und lassen ihn Lügen reden, Klatsch und Tratsch sowie Verleumdungen äußern. Jeder dieser Handlanger vollbringt entsprechend seinen Fähigkeiten und Vorlieben das, was er im Hinblick auf die Sünde zu tun hat.) Wer ihm in Stellung und Rang am nächsten steht, vollbringt die größten Täuschungen. Sie alle treten vor den Teufel, um ihm über ihre Taten zu berichten. Einer tritt hervor und berichtet über seine Taten. Der Teufel sagt jedoch zu ihm: ‚Das, was du getan hast, ist doch gar nichts!‘ (Eigentlich freut sich der Satan über jede Art von Sünde, denn jede Sünde zieht den Menschen einen Schritt weiter von Gott weg. Jede Sünde hinterlässt einen schwarzen Fleck auf dem Herzen. Allerdings erwartet der Satan mehr von seinen Handlangern.) Dann tritt ein anderer vor und sagt: ‚Ich habe nicht von diesem Mann abgelassen, bis er sich endlich von seiner Frau scheiden ließ.‘ Der Teufel war darüber so erfreut, dass er ihn sogleich zu sich rief und lobte: ‚Du bist aber ein Feiner!‘“

Dieses Hadith enthält eine Reihe von Hinweisen auf gesellschaftliche Missstände unserer Zeit. Für den Satan ist die Zerstörung einer Familie so wichtig, dass er einen seiner Handlanger dafür lobt und ihn vielleicht sogar dafür auszeichnet, Ehepartner voneinander getrennt zu haben. Alle anderen Helfershelfer, die andere Bosheiten verübt haben, gehen leer aus. Warum ist diese Sache für den Satan von solch großer Bedeutung? Weil es nicht nur das Leben der beiden Ehepartner betrifft. Wird eine Familie zerstört, zerstört man auch das Leben der Kinder; Angehörige, Freunde, ja in gewisser Hinsicht sogar die ganze Gesellschaft leidet darunter. Zerfällt die Kernzelle der Gesellschaft, entstehen Risse in der Gesellschaft und es kommt zu ernstzunehmenden Verformungen ihres Gefüges. Des Weiteren sind Ehepartner, die sich trennen, ein schlechtes Beispiel für andere. So etwas kann wie ein ansteckender Virus auf andere Familien überspringen. Oberflächlich betrachtet scheint der Satan nur ein kleines Ding zu drehen, aber eigentlich zerstört er mit dieser Bosheit die Ordnung von vielem. 

In diesem Zusammenhang sollte man niemals vergessen, dass der Satan keine Ruhe geben wird; er wird alles in seiner Macht Stehende tun, Ehepartner gegeneinander aufzubringen, um so das Familiennest, das eigentlich ein Vorgeschmack auf das Paradies sein sollte, in den Schlund der Hölle zu verwandeln. Er zielt darauf ab, die Familieneinrichtung auf Dauer zu beschädigen und bedient sich dabei Helfershelfern, die ihm ähnlich und willfährig geworden sind. Zweifelsohne sind hauptsächlich die Kinder die Leidtragenden, wenn sich die Familie im Netz von Konflikten und gegenseitigen Beschuldigungen verstrickt. In einem Umfeld von Zank und Streit, Zwietracht und Unfrieden ist an eine gesunde seelische Entwicklung von Kindern nicht zu denken. Ein Kind wird bei solchen Auseinandersetzungen zwischen den Eltern aufgerieben und jedes böse Wort, das fällt, wird unweigerlich im Kortex des kindlichen Gehirns abgespeichert. Das Kind erlebt eine Enttäuschung nach der anderen und wird sich fragen: Was sind meine Eltern nur für Menschen … Im Laufe der Zeit werden die Eltern ihr ganzes Ansehen, ihren ganzen Kredit verspielt haben. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie der Erzfeind des Menschen, Satan, angesichts dessen vor Freude tanzt. 

Scheidung als letzter Ausweg 

Der Gesandte Gottes – Friede sei mit ihm – verfügte, dass eine Trennung in Gottes Augen eine abstoßende Handlung ist: „Bei Gott ist die Scheidung die schändlichste der rechtmäßigen Handlungen (ḥalāl).“[1]

Daher ist es sehr gut, wenn sich beide Seiten, noch bevor sie sich für eine Ehe entscheiden, ausreichend informieren. Wenn es nach mir ginge, ich würde beide Partner erst einmal zu einigen Seminaren über das Thema Ehe und Familie schicken und sie einige Bücher darüber lesen lassen, bevor ich ihre Eheschließung befürworten würde. Zumindest sollten sie ein paar Monate lang darin unterwiesen werden, was es bedeutet, verheiratet zu sein, welche Rechten und Pflichten die Partner haben, wie sie ihr Verhältnis gestalten können und wie man Kinder erzieht. Es ist sehr schwer, eine Familie fest zu gründen, wenn der Ehemann nicht um seine Verantwortung weiß und die Ehefrau sich nicht darüber im Klaren ist, was es heißt, die Frau des Hauses zu sein. 

Damit eine Beziehung nicht von vornherein den Weg Richtung Scheidung einschlägt, muss die Ehe fest auf Vernunft und Ratio gegründet werden. Eine Ehe kann pure Emotionalität auf Dauer nicht ertragen. Emotionale Zuneigung reicht nicht, man muss auch seinen Verstand einschalten. Ehen, die lediglich auf Äußerlichkeiten wie Schönheit und Attraktivität basieren, werden nicht lange glücklich sein. Denn verschwinden diese körperlichen Aspekte einst, zerbricht auch die Ehe. Bei allem Respekt vor Emotionen – Vernunft, Ratio und Urteilskraft sollten unter keinen Umständen zu kurz kommen. Man sollte sich vor der Ehe ernsthaft Gedanken machen und alle Faktoren gut abwägen. Wer überlegt zu heiraten, sollte sich jedoch nicht nur von eigenen Überlegungen leiten lassen, sondern unbedingt auch erfahrene Personen aus seinem Umfeld um ihre Meinung bitten. In diesem Zusammenhang ein wichtiger Hinweis zur Verlobungszeit, die ja Teil unserer gesellschaftlichen Tradition ist. In dieser Zeit sollten sich beide Seiten im Rahmen der Konventionen bemühen herauszufinden, ob sie harmonisch miteinander umgehen können und zusammenpassen. Nach der Hochzeit sollte man sich eng an die Leitlinien halten, die die Religion für ein stabiles Familienleben aufgestellt hat, und man sollte sehr gewissenhaft darauf achten, in Bezug auf familiäre Angelegenheiten die Diskretion zu bewahren. So verweigert man dem Satan, seinen Handlangern oder Menschen, die ihm ähnlich sind, einen Zugang zum Familiennest, um es zu zerstören. Neben solchen materiellen und immateriellen Vorsichtsmaßnahmen ist auch das spirituelle Schutzschild des Gebets um göttlichen Beistand eine äußerst wichtige Maßnahme zum Fortbestehen einer glücklichen Familie. 

Doch manchmal kommt es vor, dass sich Partner trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr verstehen oder im Laufe der Zeit ernstzunehmende Zerwürfnisse entstehen, obwohl man, was Vernunft, Ratio und Urteilskraft angeht, keine offene Flanke hatte. Der Satan und seine sichtbaren und unsichtbaren Helfershelfer werden eine solche Situation ausnutzen, um Mann und Frau unablässig gegeneinander aufzuwiegeln. Dann sieht es so aus, als sei diese Ehe nicht mehr zu retten. Wenn also keine Hoffnung mehr auf ein einvernehmliches Zusammenleben besteht und die Atmosphäre dauerhaft vergiftet ist, können die Ehepartner als letzten Ausweg über eine Scheidung nachdenken. Der Koran widmet sich seitenlang diesem sensiblen Thema und gibt Partnern Rat, wie sie sich zu verhalten haben, wenn dieser Prozess einmal begonnen hat. Eine Sure trägt sogar den Titel „Aṭ-Ṭalāq“ (Die Scheidung). Auch der Stolz der Menschheit – mögen alle Gebete und Segenswünsche mit ihm sein – hat durch sein erhabenes, vorbildliches Leben eingehend dargelegt, wie die im Koran aufgezeigten Leitlinien umzusetzen sind. Die Gefährten des Propheten und spätere Experten der islamischen Normlehre haben sich ebenfalls darüber Gedanken gemacht und sind zu weiteren Meinungsbildungen (idjtihād) und Schlussfolgerungen (istinbāṭ) gekommen. Man sieht an der gewissenhaften Auseinandersetzung mit dem Thema Scheidung, dass es sich hierbei nicht um ein einfaches Thema handelt und dass es in einer ausweglosen Lage sogar so weit kommen kann, dass eine Scheidung in Betracht zu ziehen ist. Wenn also alles unternommen wurde, um eine Ehe zu retten, und alle Lösungswege ausgeschöpft wurden, aber dennoch keine Hoffnung auf ein Fortbestehen der Ehe besteht, kann es sein, dass man auch über eine Scheidung sprechen muss – im Rahmen von Recht und Ordnung, ohne emotionale oder gar rachsüchtige Ausbrüche, unter der Anleitung von Vernunft, Ratio, Urteilskraft und Gewissen. 

[1] Ebū Dāwūd, Ṭalāq, 3.

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