İçindekiler
Manche Menschen beginnen, sich wie ein Alleinherrscher aufzuspielen, wenn sie Verantwortung übertragen bekommen oder mit der Führung einer Abteilung betraut werden. Welche Einstellung sollten gläubige Menschen haben? Wie sollten sie sich verhalten?
Weisungsbefugt zu sein und eine Führungsposition innezuhaben bedeutet nicht, sich aufgrund seiner Verantwortung wie ein Alleinherrscher aufzuspielen. Leider tappen viele unbewusst in diese Falle. Wenn ein Mensch, der weisungsbefugt ist und eine Führungsposition innehat, dem Beispiel des Propheten – Friede sei mit ihm – und seiner rechtgeleiteten Kalifen – möge Gott Gefallen an ihnen haben – nicht folgt, wird er seine Stellung nicht als etwas ihm Anvertrautes betrachten, sondern als sein Reich, in dem er herrscht, und so beginnen, den Weg zu Despotie und Tyrannei zu bereiten.
Wer sich für andere einsetzt, um deren Bedürfnis nach Spiritualität zu stillen, und dabei Verantwortung übernimmt, kann auf unvorhergesehene Störungen und Schwierigkeiten stoßen. Beispielsweise mag Gott ihm die Gunst gewähren, Erfolge zu verzeichnen, für die er gelobt und geschätzt wird. Charakterschwache Personen entwickeln daraufhin ebenfalls den brennenden Wunsch nach solcher Anerkennung. Sie haben ihre eigenen Interessen im Sinn und sind auf den eigenen Vorteil bedacht. Bekommen sie jedoch nicht das, was sie sich erhofften, werden sie bösartig und beginnen zu lügen und zu verleumden. Natürlich wird Gott der Erhabene sie für diese Bösartigkeit zur Rechenschaft ziehen. Die Person selbst sollte sich jedoch angesichts der Probleme und des Leides, die entstanden sind, fragen: „Was habe ich falsch gemacht, sodass ein derartiges Problem entstehen konnte?“ Man sollte sich an die eigene Nase fassen und sich hinterfragen.
Den Erfolg nicht auf sich beziehen
Menschen in Führungspositionen sollten sich selbst hinterfragen. Besitzen sie kein Gespür für Selbstreflexion, werden sie im Laufe der Zeit sogar bei Problemen, die ausschließlich auf ihre eigenen Fehler zurückzuführen sind, kein Fehlverhalten ihrerseits eingestehen. Stattdessen suchen sie die Schuld bei anderen und werfen ihnen Fehlverhalten vor. Weist man sie hingegen auf Fehler und Versäumnisse hin, betrachten sie dies als persönlichen Angriff und bringen Stimmen, die ihnen widersprechen, zum Schweigen. So beginnen sie in ihrem Umfeld mit der Tyrannei. Wenn Führungspersönlichkeiten Erfolge aufgrund gemeinschaftlicher Anstrengungen und der Gunst Gottes allein auf sich zurückführen, denken sie, dass sich alles nur um sie dreht. Sie laufen Gefahr, sich für das Alpha und das Omega zu halten – ein Umstand, der, wenngleich nicht ganz offensichtlich, einer Art Anspruch auf Göttlichkeit gleichkommt. Solch eine Behauptung zieht ernste Konsequenzen nach sich, wie folgendes Hadith zeigt: „Macht und Herrlichkeit sind Mein Gewand, Majestät und Erhabenheit sind Mein Schurz. Wer immer es darauf anlegt, hierbei mit Mir zu konkurrieren, und sich anmaßt, einen Anteil daran zu haben, den werfe Ich in die Hölle“ (Muslim, Birr, 136; Ebū Dāwūd, Libās, 26). Ein anmaßender, hochmütiger Mensch erdreistet sich im Hinblick auf diese göttlichen Eigenschaften, Gott einen Partner beizustellen. Daher wird Gott der Gerechte eine solche Person dingfest machen und in die Hölle werfen – eine ernste Warnung.
Menschen kollektiver Vernunft und gegenseitiger Beratung
Nicht alles dreht sich um uns. Ganz im Gegenteil: Vorhaben, die wir allein durchzubringen suchen, scheitern am Ende. Wenn man sich hingegen von Egoismus und Eigensinn fernhält, können Unternehmungen ohne Fehlschläge erfolgreich durchgeführt werden. Statt Aufgaben eigensinnig im Alleingang zu erledigen, sollte man sich der kollektiven Klugheit bedienen und niemals denken, andere zu konsultieren sei nutzlos – so sollte ein Mensch sich und übertragene Aufgaben stets betrachten. Gerät man in eine Sackgasse oder ist man einer Aufgabe nicht gewachsen, muss man in der Lage sein, sich zurückzunehmen und ohne Probleme sagen zu können: „Ich bin angesichts meiner Stellung darum bemüht, unter den Menschen ein Gespür für Konsens und Allianzen zu entwickeln und ihre Herzen in Einklang zu bringen. Dann wird auch Gott uns beistehen. Wenn ich meiner Stellung jedoch nicht gerecht werde und sie nicht gebührend repräsentieren kann, ich in dieser Position und in meiner Erscheinung nicht überzeugend wirke, können Sie mich abberufen und mich an eine weniger wichtige Stelle versetzen.“ So sollten die Gedanken und Empfindungen eines Menschen sein, der sich Gott, der Wahrheit und seinen Mitmenschen verschrieben hat.
Keine Erwartungen an das Diesseits und das Jenseits stellen
In Bezug auf ihre Aufgabe sollten sie weder an das Diesseits noch an das Jenseits irgendwelche Erwartungen stellen: Weder das Streben nach Amt und Würde, noch der Gedanke daran, ein herausragender Mensch zu sein, sollte sich ihrer Herzen bemächtigen. Hochnäsigkeit in Bezug auf das Ego und weltliche Angelegenheiten ist ein Ausdruck von Selbstverliebtheit, Stolz und Hochmut. Für hochmütige Personen ist es sehr schwer, das Gleichgewicht zu bewahren, ihren Stellungen gerecht zu werden und sich ihrer Verantwortlichkeiten bewusst zu sein. Sie denken, sie tragen die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern und dass es zu Verwerfungen und Erdbeben käme, wenn sie sich aus einer Aufgabe zurückziehen würden – ein völlig abwegiger Gedanke.
Die Gefolgschaft der Führung vorziehen
In Bediuzzamans Abhandlungen Ihlas (Aufrichtigkeit) und Uhuvvet (Geschwisterlichkeit) werden goldene Maßstäbe aufgezeigt, die größtenteils auch auf dieses Thema Anwendung finden. Um Verwerfungen zu vermeiden, ist es sehr wichtig, sich nach diesen Maßstäben auszurichten. An einer Stelle bringt er beispielsweise zum Ausdruck, dass man die Gefolgschaft der Führung vorziehen sollte, die ein Grund zur Verantwortung und zum Risiko mit sich bringt. Der Mensch sollte das Folgen einer kompetenten Person bevorzugen, statt dass ihm Folge geleistet wird, weil dies Verantwortung, Gefahr und Risiko in sich birgt. Nehmen wir beispielsweise an, es wird gemeinsam mit der djemaʿa (Gemeinschaft) das Gebet verrichtet. Der Mensch sollte nicht vorschnell darauf aus sein, als Imam zu fungieren, sondern sollte sich zurücknehmen und sollte sich damit zufriedengeben, ein Teil der Gemeinschaft zu sein mit denjenigen, die sich mit ihm gemeinsam Gott niederwerfen. Auch sollte er nicht das Amt des Muezzins beanspruchen, solange man nicht darum gebeten wird, oder es an einen anderen übergeben. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, wie bei einer Rede oder beim Vorbeten, sollte man die gebotene Sensibilität zeigen. So wird sich dieses ethische Verhalten im Laufe der Zeit in den Herzen der Menschen verankern und Teil ihres Charakters werden. Menschen, die gelernt haben, sich zurücknehmen, stehen nicht in der Gefahr, zu Tyrannen zu mutieren und sich wie Despoten aufzuführen, wenn sie mit Führungspositionen betraut werden.
Spirituelle Ernährung darf nicht vernachlässigt werden
Es ist von großer Wichtigkeit, dass sich Menschen, die sich der Religion und dem Dienst an der Menschheit widmen, schon von Anbeginn auf diese Art üben. Ein Mensch sollte, wenn er in kleinem Rahmen Verantwortung übernimmt, nicht zum Tyrannen werden. So wird er auch dann nicht zu einem Tyrannen, der Illusionen nachhängt, sich nichts sagen lässt und Menschen unterdrückt, wenn ihm größere Verantwortung übertragen wird. Denkt er hingegen, er sei der Herrscher der Welt, wenn er sich herausfordernden Projekten stellt, kann es passieren, dass er sie nicht realisieren kann. Besonders dann, wenn er positive Ergebnisse erzielt, sollte er daran denken, dass er sie mit dem Segen Gottes und Seiner Gunst erzielt hat, und nicht vergessen, dass er selbst nur ein kleines Licht ist. Ganz gleich, welche Stellung er innehat, sollte er bescheiden seine Grenzen erkennen.
Aus diesem Grund sollte es niemand vernachlässigen, sich spirituell zu ernähren, ganz gleich, wie bedeutend oder unbedeutend seine Position ist. Menschen müssen sich im Rahmen islamischer, humanistischer und universeller ethischer Disziplinen ständig weiterentwickeln; es muss ihnen geholfen werden, zum „Menschen“ zu werden. Überlässt man die Menschen sich selbst und ernährt sie nicht spirituell, verlieren sie den Halt. Haben sie einmal den Halt verloren, kreisen sie nur noch um sich selbst und leben in einer Abkapselung, die sie ruiniert. Sie verlieren wahre Freunde und Bekannte und verzehren ihr Leben im engen Gefängnis der Ichbezogenheit.





